Bachs Königin inspiriert
Barockmusik ist Strenge, aber sie war auch Spiel, Experiment, Improvisation. Mit Holland Baroque ist sie es heute wieder.
Denn das originelle und innovative Ensemble versteht die Partitur nicht als abgeschlossenes Werk. Für Holland Baroque ist sie vielmehr Ausgangspunkt für Neues, Eigenes – hat doch auch Bach selbst häufig aus seinen eigenen oder Werken anderer neue Stücke gemacht.
So haben Judith und Tineke Steenbrink, die Holland Baroque leiten, Kompositionen Bachs für seine „Königin“, die Orgel – welche er wie wohl kein Zweiter seiner Zeit kannte und spielte –, für ihr Kammerorchester bearbeitet. Dabei haben sie ihren Kolleg:innen die Stimmen auf den Leib geschrieben: souverän und frei, neugierig und fantasievoll, verspielt und mit soviel Leidenschaft wie Bewunderung für das Original. Techniken von Kontrapunkt bis Minimal Music kommen zum Zuge, die Formen der Orgelstücke werden aufgelöst, so kann eine Fuge wie eine Arie klingen, eine Chorfantasie zur Suite werden. Es ist Raum für Improvisation. Eine Praxis, die untrennbar mit der barocken Orgelkultur verbunden ist. Getreu dem Motto von Holland Baroque: „Baroque is now.“
Judith und Tineke Steenbrink sind Gründerinnen, künstlerische Leiterinnen und Herz von Holland Baroque und für den besonderen Klang und die außergewöhnlichen Programme des Orchesters verantwortlich.
Besetzung
Holland Baroque
Tineke Steenbrink, Judith Steenbrink Leitung
Programm
Orgelwerke von Bach, neu bearbeitet, improvisiert und komponiert für Kammerorchester
Observantenkirche / Universitätskirche
Die Observantenkirche war bis zur Aufhebung des Klosters 1811 die Kirche der Franziskaner-Observanten. Heute ist sie Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen, seit 1961 die Evangelische Universitätskirche und Konzertkirche der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Münster. Die genordete Saalkirche geht aus einem Bau vom Ende des 17. Jahrhunderts hervor. Nach Auflösung des Observantenklosters 1811/12 fiel das Gebäude in die Nutzung des preußischen Militärs, dann wurden das Kirchenportal und die Heiligenstatuen entfernt, Turm und Sakristei abgerissen, in die Kirche eine Zwischendecke eingezogen: Das untere Stockwerk wurde Pferdestall, zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es Requisitenkammer des Theaters. Nach der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche in den 1950er-Jahren wieder aufgebaut. Dabei verzichtete man auf die Rekonstruktion der barocken Ausstattung. Die atmosphärische Wirkung des schlichten Innenraums prägen heute die einer gotischen Kirche nachempfundenen Strebepfeiler und die gotisierenden Fenster.