Do 23. Mai 2024 17:00 Uhr
Münster St.-Clemens-Kirche
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Solo Bach

Natürliche Leichtigkeit, Eleganz und Tiefe: wiederholt schon wurde Charlotte Spruit für ihr Spiel preisgekrönt. Aus Bachs Sechs Stücken für Solovioline hat sie mit der Violinsonate in g-Moll und der Partita in d-Moll zwei der berührendsten auf dem Programm. Bach selbst hatte seine Sammlung mit „Sei solo“ überschrieben: „Du bist allein“.

Das ist vieldeutig. So beschließt die zweite Partita in d-Moll die berühmte Ciaccona, 64 Variationen über eine abwärts schreitende Basslinie, für Brahms „eines der wunderbarsten, unbegreiflichsten Musikstücke“ überhaupt. „Auf ein System für ein kleines Instrument schreibt der Mann (Bach) eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen.“ Es heißt, Bach habe die Ciaconna komponiert, nachdem er im Juli 1720 von einer dreimonatigen Dienstreise nach Köthen zurückgekommen und bei seiner Ankunft mit der Nachricht vom Tod und der Beerdigung seiner Frau Maria Barbara empfangen worden sei. Es sei, so Albert Schweitzer, „als ob der Schmerz mit der Freude ränge und beide sich zuletzt in einer großen Resignation zusammenfänden.“ Nicht allein Höhepunkt der sechs Soli – die Ciaconna ist das Werk für Violine überhaupt.

Charlotte Spruit gewann u.a. 2022 den 1. Preis des Int. Bach-Wettbewerbs in Leipzig und war 2023 Preisträgerin der YCAT Young Classical Artists Trust International Auditions in der Wigmore Hall in London, wo sie derzeit an der Royal Academy of Music bei Rachel Podger, Pavlo Beznosiuk und Ying Xue im Master studiert. Die Niederländerin machte bereits mit Janine Jansen, Gidon Kremer, Tabea Zimmermann, Christian Tetzlaff u.a. Kammermusik und trat als Solistin mit Orchestern auf.

Besetzung

Charlotte Spruit Violine

Programm

Bach: Sonate Nr. 1 in g-Moll für Violine solo, BWV 1001 | Partita Nr. 2 in d-Moll für Violine solo, BWV 1004

St.-Clemens-Kirche

Münster
An der Clemenskirche

Die Clemenskirche wurde nach Plänen des Architekten Johann Conrad Schlaun 1745–1753 als Kloster- und Hospitalkirche für die Barmherzigen Brüder errichtet. Das Gebäude war in die Klosterbauten integriert, stand also ursprünglich nicht, wie heute, frei. Das Chronogramm der Inschrift am Portal der Kirche nennt den Stifter und ergibt als Jahr der Fertigstellung des Rohbaus 1751: PRO PERENNI VERAE MISERICORDIAE SIGNO EXPENSIS SVIS ERIGEBAT AVGVSTVS BAVARIAE PRINCEPS PATER PATRIAE: „Als immerwährendes Zeichen der Barmherzigkeit errichtete der Landesvater und Fürst August von Bayern diese Kirche auf eigene Kosten“. Die Stuckarbeiten in der Kirche stammen von dem Wessobrunner Stuckateur Jakob Rauch, die Fresken des Kuppelgewölbes von Johann Adam Schöpf, das Bild des Hauptaltars von Giovanni Battista Pittoni aus Venedig, die seitlichen Altargemälde von Carlo Carlone. Am 30. September 1944 zerstörten Bomben die Kirche und das Krankenhaus bis auf die Umfassungsmauern. Ohne die zugehörigen Hospitalbauten wurde die Kirche 1956–1959 wieder aufgebaut, wodurch das Bauwerk seine markante städtebauliche Einbindung verlor. Der Innenraum, einschließlich des Kuppelfreskos, wurde 1961–1974 rekonstruiert, wobei Paul Reckendorfer aus Wien (wie beim Erbdrostenhof) die Kuppelausmalung wieder herstellte. Die Bildhauerarbeiten führte Siegfried Springer aus.