fugenfügen. Klanginstallation
Eine Fugensprache der Gegenwart: die Klang- und Medienkünstlerin Anja Kreysing hat sich aus Motiven Bachscher Fugen zu einer Klanginstallation inspirieren lassen. Ihre Komposition „fugenfügen“ entstand in Auseinandersetzung mit „Die Kunst der Fuge“ speziell für das Bachfest Münster. In der Johanneskapelle wird die Arbeit akusmatisch präsentiert, d. h. die „Instrumente“, welche die Musik erzeugen, die den Kirchenraum erfüllt – ein Computer und acht Lautsprecher –, bleiben unsichtbar. Eine Situation reinen Hörens entsteht.
Anja Kreysing hat eine Komposition für acht Lautsprecher entwickelt, in der die bewegte und gleichzeitig meditative Orgelmusik Bachs in eine „Fugensprache der Gegenwart“ (Kreysing) übertragen wird. Zur Klangerzeugung nutzt sie Sinustöne und die Methode der granularen Synthese. Ein Sinuston ist kein natürlicher Klang, sondern ein künstlich erzeugter Ton, der im Idealfall aus nur einer einzigen Frequenz besteht. Jeder natürliche Ton hingegen ist ein komplexer Klang aus mehreren Frequenzen, weil die Eigenfrequenzen (Obertöne) der tonerzeugenden Körper mitschwingen. Mithilfe der Granularsynthese werden Töne am Computer in digitale Klangfragmente (engl. „grains“), die jeweils kürzer als 50 Millisekunden sind, zerlegt und wieder zusammengesetzt, so dass beim Abspielen (ähnlich wie beim Film) der Eindruck eines kontinuierlichen, musikalisch-geräuschhaften Klangs entsteht.
„fugenfügen“ erklingt in der Johanneskapelle über acht Lautsprecher, die im Raum verteilt sind. Quer durch den Kirchenraum kommunizieren acht Stimmen miteinander, musikalische Motive verdichten und vertiefen sich. An verschiedenen Stellen im Raum sind unterschiedliche akustische Eindrücke eines polyphonen Gefüges aus wechselnden sowie repetitiven Strukturen zu gewinnen.
Anja Kreysing ist Klang- und Medienkünstlerin, Meisterschülerin des deutschen Fluxus-Filmers Lutz Mommartz und Certified Deep Listening Practitioner nach Pauline Oliveros, bei Nan Hoover, Christina Kubisch und Malcolm Goldstein machte sie Studien. Sie erarbeitet Live-Soundtracks für (Stumm-)Film und Performance mit Akkordeon und Elektronik und setzt sich in elektroakustischen Environments und immersiven Klanginstallationen mit der Kraft des Hörens auseinander. Für ihr künstlerisch-musikalisches Schaffen wurde sie mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.
Besetzung
Anja Kreysing Klang- und Medienkünstlerin
Eröffnung MI 15. Mai 19:00 Uhr
FR 17. bis SO 26. Mai, jeweils 11:00–18:00 Uhr
Johanneskapelle
Vor mehr als 700 Jahren erwarben die Johanniter-Ordensritter das Gelände zwischen Bergstraße und Breul. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde eine Kapelle gebaut, die den Namen des Ordenspatrons, Johannes des Täufers, erhielt. 1810, mit der Aufhebung des Johanniter-Ordens, wurde die Kapelle profaniert, was die Verwahrlosung des Gebäudes zur Folge hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem das Dach ausbrannte, wurde die Kirche der evangelischen Gemeinde übergeben, die sie ab 1952 wieder für Gottesdienste nutzte. Fassade und Interieur wurden von 1957 bis 65 renoviert, wobei man in großen Teilen die Ansicht des 17. Jahrhunderts wiederherstellte.