Do 23. Mai 2024 10:00 Uhr
Münster Bezirksregierung Münster
Der Eintritt ist frei. Wir bitten Sie nach der Veranstaltung um eine Spende.

Symposium: Bach. Bürgerlich 3

Bach. Bürgerlich: Bach in der Interpretationsgeschichte des 19. Jahrhunderts

Wolfgang Sandberger Musikwissenschaftler, Journalist | Leitung

1843 wird in Leipzig ein Bach-Denkmal enthüllt, eine „Büste unter einer Bedeckung im gotischen Geschmacke“ (Mendelssohn). Bach wird damit sichtbar zur Figur der kollektiven nationalen Erinnerung, zu einer Ikone der Musikkultur. Heute ist Johann Sebastian Bach einer der populärsten Komponisten überhaupt. Doch viele Vorstellungen von Bach und seiner Musik sind immer noch durch die Bach-Rezeption und die Zuschreibungen des 19. Jahrhunderts geprägt. Das Symposium ist der Bach-Rezeption in der bürgerlichen Musikkultur des 19. Jahrhunderts auf der Spur. 

Wolfgang Sandberger ist Professor für Musikwissenschaft und Leiter des Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck sowie als Autor und Moderator für verschiedene ARD-Anstalten tätig.

Der institutionalisierte Bach. Die „alte“ Bach-Gesellschaft und der musikalische Historismus

Laurenz Lütteken

Die Gründung der Bach-Gesellschaft im Jahr 1850 (die sich 1900, nach dem Ende der Werkausgabe, aufgelöst hat) steht in einem komplexen historischen und musikhistorischen Umfeld. Überschrieben wurde der Gründungsakt zunehmend von den Legenden des vermeintlich „vergessenen“ und des „religiösen“ Bach – womit die komplizierte Gemengelage der 1850 vorherrschenden Motive weitgehend überschrieben wurde. Im Vortrag soll jedoch diesen Motiven etwas detaillierter nachgegangen werden, wobei es weniger um die editorischen Folgen als um die Beweggründe gehen wird.

Laurenz Lütteken ist Professor für Musikwissenschaft und Geschäftsführender Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Zürich.

Bach und die Orgel des 19. Jahrhunderts. Von Mendelssohn bis Straube – die Wiederentdeckung Bachscher Orgelmusik

Pieter van Dijk

Felix Mendelssohn war ein begeisterter Sammler von Bach-Handschriften und Bachs Orgelmusik spielte sowohl in seinen Kompositionen als auch in seinen Konzerten eine wesentliche Rolle. Auf welchen Instrumenten interpretierte er Bach und welche Klangästhetik entwickelte er? Auch Franz Liszt war ein großer Bach-Verehrer, der zusammen mit seinem Freund Alexander Wilhelm Gottschlag eine zeitgenössische Registrier-Ästhetik entwickelte. Im Vortrag werden die von Mendelssohn und Liszt in Gang gesetzten Entwicklungen bis hin zu den Orgel-Bearbeitungen im Orchesterstil, mit denen sich der Leipziger Thomaskantor Straube im Jahr 1913 einen Namen machte, vorgestellt.

Pieter van Dijk ist Organist und Professor am Conservatorium van Amsterdam und an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie Stadtorganist von Alkmaar.

Vergessene Kolleginnen. Die Bach-Rezeption durch Cembalistinnen vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert

Gregor Hollmann

Bachs Konzert für vier (!) Cembali 1922 in München, die Matthäus-Passion mit Cembalo-Continuo 1909 in Frankfurt, ein Bach-Recital 1882 in Stuttgart auf einem Instrument des 18. Jahrhunderts: Nicht nur bei diesen Konzerten, in denen Bach wieder auf einem Cembalo erklang, waren es mehrheitlich Frauen, die Bachs Claviermusik wieder auf das ursprüngliche Instrument zurückholten. Wer waren diese Cembalistinnen, die – parallel zu der großen Wanda Landowska – auf deutschen Bühnen präsent waren? Heute zum Teil vergessen, prägten nachweislich über 30 Frauen im frühen 20. Jh. ein Bach-Verständnis, das Grundlage für die historische Aufführungspraxis wurde. Der Vortrag lenkt den Blick nicht nur auf einige dieser Musikerinnen, sondern auch auf Cembalistinnen in Berlin und Wien, die Bachs Cembalomusik in das 19. Jahrhundert überführten. In eine Zeit, in der das Cembalo – wie noch 1859 der Thomaskantor M. Hauptmann dem jungen Brahms schrieb – „… auch überall zu haben“ ist. –

Gregor Hollmann, Cembalist und Honorarprofessor em. an der Musikhochschule Münster, unterrichtete Cembalo auch an der Musikakademie Kassel sowie an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Als Cembalist geht er einer regen Konzerttätigkeit nach.

Bezirksregierung Münster

48143 Münster
Domplatz 1–3

Das Verwaltungsgebäude am Domplatz ist der Hauptsitz der Bezirksregierung Münster, einer von fünf Bezirksregierungen in NRW, das 18,1 Millionen Einwohner:innen hat. Die Bezirksregierung ist die Vertretung der Landesregierung im Regierungsbezirk Münster, eine staatliche Mittelinstanz zwischen der Landesregierung und den Oberbürgermeister:innen und Landräten. Sie plant die regionale Entwicklung, versteht sich als Dienstleister, Moderator und Impulsgeber in der Region, bündelt die staatliche Verwaltung und die regionalen Kräfte, koordiniert unterschiedliche Interessen und will Konsens schaffen. Der Regierungsbezirk Münster umfasst das Münsterland mit den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und der kreisfreien Stadt Münster sowie das nördliche Ruhrgebiet mit der Emscher-Lippe-Region, den kreisfreien Städten Bottrop und Gelsenkirchen und dem Kreis Recklinghausen. Im Regierungsbezirk Münster leben auf einer Fläche von über 6.900 Quadratkilometern rund 2,6 Millionen Menschen. Im Westen grenzt der Regierungsbezirk an die Niederlande, im Norden an Niedersachsen. Die Region ist geprägt von hoher wirtschaftlicher Dynamik, einem starken, innovativen Mittelstand.