Sa 18. Mai 2024 15:00 Uhr
Münster Erbdrostenhof
29,80 € / erm. 21 €*

Unter Einfluss

Gerhild Romberger

Bach inspiriert – alle nachfolgenden Generationen bis heute. Der preisgekrönte Pianist und Heucke-Spezialist Tobias Haunhorst sowie die äußerst vielseitige und mehrfach ausgezeichnete Pianistin Schaghajegh Nosrati, die ihren internationalen Durchbruch als Bach-Interpretin erfuhr, bringen faszinierende Beispiele für Johann Sebastian Bachs Einfluss auf die Bühne. Die Komponisten Stefan Heucke und Wolfgang-Andreas Schultz stellen im Gespräch mit Susanne Schulte ihre Beziehung zu Bach und Grundzüge ihrer Kompositionsweisen dar.

Die 2. Klaviersonate Stefan Heuckes, des Composers in Residence beim Bachfest Münster, der sich in seinem Werk oft auf Bach bezieht, basiert auf dessen Choral „Nun danket alle Gott“. „Bei Heucke sind wir in eine andere Welt übergetreten, schauen aus dieser fremden Perspektive zurück – ein unglaublich optimistisches Stück. Selbst im größten Aufruhr zitiert Stefan aus Bachs Choral, so subtil, dass wir es meist gar nicht bewusst wahrnehmen können. Der Choral bleibt soz. unter der Oberfläche. Erst ganz am Ende wird die Hoffnung dann für uns alle sichtbar.“ (Haunhorst)

Offensichtlich war der fanfarenartige Beginn von Präludium und Fuge in D-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier Bd. 2 Vorlage für den ersten Satz in Mozarts „Jagd-Sonate“ (KV 576), die zudem voller Kontrapunktik steckt. Mozart schrieb sie 1789 – nachdem er im April des Jahres in der Leipziger Thomaskirche Bachs Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (BWV 225) gehört und ausgerufen hatte: „Das ist doch einmal etwas, woraus sich was lernen lässt!“

Auch Mendelssohn und Schultz sind profunde Bach-Kenner. Augmentation, Diminution, Umkehrung, Engführung: Mendelssohns Variations sérieuses und Wolfgang-Andreas Schultz’ Variationen über Bachs „Ich steh an deiner Krippen hier“ sind von Fugentechniken durchzogen, und auch der Choralsatz spielt in beiden Werken eine zentrale Rolle. Trug Mendelssohn 1829 mit der Aufführung der Matthäuspassion zur Renaissance Bachs bei, so nennt Schultz, Sohn eines Kirchenmusikers, Bach, Mozart und Schubert seine Lieblingskomponisten. Wie Heucke komponiert er integrativ, in einer ureigenen, verständlichen und mitreißenden Tonsprache, in der sich Dissonanz und Konsonanz, Atonalität und Tonalität durchdringen.

Besetzung

Tobias Haunhorst Klavier
Schaghajegh Nosrati Klavier

Programm

Einführung: Stefan Heucke und Wolfgang-Andreas Schultz erläutern zu Beginn des Konzertes im Gespräch mit Susanne Schulte ihre Art zu komponieren.

Tobias Haunhorst: Stefan Heucke (*1959): 2. Klaviersonate op. 79, „Nun danket alle Gott“

Schaghajegh Nosrati: Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge Nr. 5 D-Dur, BWV 874 | Wolfgang-Andreas Schultz (*1948): Variationen über ein Thema von J. S. Bach | Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Klaviersonate Nr. 18 D-Dur, KV 576 | Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847): Variations sérieuses, op. 54   

Erbdrostenhof

48143 Münster
Salzstraße 38

Der Erbdrostenhof, ein barockes, dreiflügeliges Adelspalais, wurde 1753–1757 nach Plänen des Architekten Johann Conrad Schlaun für den münsterschen Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr Droste zu Vischering gebaut. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe zerstört, 1953–1970 nach alten Plänen durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wiederhergestellt. Über dem Vestibül liegt die zweigeschossige „salle à l’Italienne“ mit illusionistischer Wand- und Deckenmalerei. Die Fresken malte ursprünglich Nikolaus Loder, sie wurden – wie die Fresken in der Clemenskirche nebenan – 1965 bis 1967 von Paul Reckendorfer aus Wien rekonstruiert.