So 26. Mai 2024 10:00 Uhr
Münster Apostelkirche
Bei liturgischen Veranstaltungen – allen Gottesdiensten, Morgenloben und Abendloben – wird selbstverständlich kein Eintritt erhoben.

Kantatengottesdienst mit Bach zum Trinitatisfest

Martin Wistinghausen

Seufzer, Tränenstrom, Sturmflut – dann heißt es in Bachs Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ mit Psalm 94,19 jedoch sofort: „Aber deine Tröstungen erquicken meine Seele“. Der Gottesdienst am Trinitatis-Sonntag steht musikalisch im Zeichen der Kantate BWV 21, die Bach „per ogni Tempo“, für jede Zeit, also nicht für eine spezielle Sonntagsliturgie geschrieben hat. Die Texte stammen vermutlich von dem Weimarer Hofpoeten Salomo Franck, hinzukommen zwei Strophen aus dem Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Die ausdrucksstarke, kompositorisch vielfältige und dichte, in ihrer Besetzung variable Kantate ist beliebt, seit Wilhelm Rust sie 1855 in der Bach-Gesamtausgabe veröffentlichte. Wann Bach sie selbst aufgeführt hat, weiß man nicht genau, doch man geht von je mindestens einer Aufführung in Weimar, Köthen und Leipzig aus (1714/1720/1723).

Trinitatis ist das Fest der Dreieinigkeit, das am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird. Es geht auf kein konkretes Ereignis zurück. Christ:innen glauben, dass Gott sich in drei Gestalten zeigt: als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese dreifache Offenbarung Gottes nennt man Dreieinigkeit (lateinisch „Trinität“). Mit Trinitatis kommt die Zeit großer Feste im Kirchenjahr, von Weihnachten über Ostern bis Pfingsten, zum Abschluss, eine Zeit ohne große Feste beginnt. Die nachfolgenden Sonntage werden als erster, zweiter, dritter usw. „Sonntag nach Trinitatis“ gezählt.

Inga Balzer-Wolf führten Auftritte u.a. in die Philharmonie im Gasteig München, ins Konzerthaus Dortmund und in die Philharmonie Essen. Mit dem Pianisten Tilman Wolf gestaltet sie Liederabende, als Ensemblesängerin ist sie regelmäßig Gast bei den Rundfunkchören des SWR, MDR und WDR, beim Chorwerk Ruhr und im Kammerchor Stuttgart.

Nils Giebelhausen sang in Opernproduktionen in Rimini, an der Staatsoper in München oder bei den Tagen alter Musik in Bamberg. Als Oratorientenor ist er in ganz Deutschland zu hören. Konzertreisen führten ihn durch Europa, nach Kanada und Japan. Er singt regelmäßig u.a. im Balthasar-Neumann-Chor, bei Trinity Baroque, Himlische Cantorey oder im Orlando di Lasso-Ensemble und arbeitet mit Dirigenten wie Thomas Hengelbrock, Frieder Bernius, Peter Neumann oder Ton Koopman.

Martin Wistinghausen erhielt als Sänger sowie als Komponist zahlreiche Preise, u.a. beim Gesangswettbewerb Kammeroper Schloss Rheinsberg und bei vocal arts Salzburg. Als Interpret Alter und Neuer Musik konzertiert er im In- und Ausland etwa mit den Basler Madrigalisten, der Musica Fiata Köln und L’arpa festante.

Der anhaltende Erfolg der Hannoverschen Hofkapelle liegt an der nach 30 Jahren gemeinsamer Arbeit ungeminderten Musizierfreude und der Lust, extremen wie auch feinsten Affektnuancen musikalisch auf die Spur zu kommen. Künstlerische Leiterin und Konzertmeisterin ist Anne Röhrig.

Konrad Paul ist Kantor an der Apostelkirche Münster und Kreiskantor im Ev. Kirchenkreis Münster.

Besetzung

Inga Balzer-Wolf Sopran
Nils Giebelhausen Tenor
Martin Wistinghausen Bass
Hannoversche Hofkapelle
Konrad Paul Leitung

Programm

BACH: Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“, BWV 21

Apostelkirche

48143 Münster
Neubrückenstraße 5

Die Apostelkirche ist die evangelische Hauptkirche der Stadt Münster und die erste gotische Hallenkirche Westfalens. Sie wurde als Klosterkirche der Franziskaner gebaut und war ab 1517 Kirche der Minoriten. Das Kloster überdauerte die Reformation und in den Jahren 1533 bis 1535 die „Wiedertäufer“. Nach Plünderungen und Beschädigungen wurden Kirche und Konventsgebäude zwischen 1536 und 1538 neu ausgestattet. 1811 wurde das Minoritenkloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben, die Kirche profaniert. Nach der Restaurierung durch Karl Friedrich Schinkel wurde sie als evangelische Kirche der preußischen Militärgemeinde wieder eingeweiht wurde. Seit 1840 gehört sie der evangelischen Zivilgemeinde. 1922 erhielt sie den Namen „Apostelkirche“. In den folgenden Jahren wurden die Einbauten des 19. Jahrhunderts weitgehend entfernt. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die Apostelkirche 1949 wieder eingeweiht, der Wiederaufbau 1960 abgeschlossen. Die Kirche ist nahezu schmucklos, der klar gegliederte Kirchenraum lichtdurchflutet. Die Gewölbemalereien, die zu den schönsten der Region zählen, stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Harmonisch fügen sich der 1976 bis 1979 von Heinrich Gerhard Bücker neu gestaltete Chorraum, die Glasfenster aus den 1990er Jahren und das 2015 von Tobias Kammerer entworfene Fenster über der Taufstelle in den mittelalterlichen Kirchenraum ein. Die heutige Orgel wurde 1968 von der Firma Paul Ott aus Göttingen gebaut, 1990, 2008 und zuletzt 2021/22 durch die Berliner Firma Karl Schuke überarbeitet. Sie befindet sich auf der Orgelempore über dem Mittelschiff, hat 36 Register auf drei Manualen und Pedal und mechanische Trakturen.