Fr 17. Mai 2024 22:00 Uhr
Composer in Residence

Composer in Residence

Stefan Heucke ist Composer in Residence bei BACH INSPIRIERT. Von ihm stehen drei Werke, davon zwei in Uraufführung, auf dem Programm des Bachfests Münster.

Der renommierte Komponist hat in bisher mehr als 120 Kompositionen aller Gattungen eine unverwechselbare und zugängliche Musik-Sprache auf der Höhe unserer Zeit entwickelt, die er selbst als „integrativ tonal“ charakterisiert. Der Komponist bricht mit der europäischen Überlieferung nicht, sondern schreibt sie kritisch fort, indem er in seinem Werk die Grenzen zwischen traditionell tonal gebundener und Neuer Musik auflöst. Heucke komponiert subjektiv-emotional und zugleich intellektuell-konstruktiv. Ohne simple Verstehensangebote zu machen, ist er auf Kommunikation mit den Hörenden aus.

In seinem integrativen Stil kombiniert Heucke die Zwölfton-Kompositionstechniken der Moderne mit der tonalen Harmonik, dem klassisch-europäischen Tonsystem. Mit seiner motivischen Arbeit versteht er sich in der Tradition von Bach, Beethoven und Brahms. Er schreibt in den überkommenen Gattungen, entwickelt die alten Formen jedoch weiter, indem er sie ausdehnt und überschreitet. Auch aus ausgewählten Werken der Musikgeschichte gewinnt er motivisch-thematisches Material, das er zitiert und transformiert. So sind seine Werke immer auch Musik aus und über Musik. Konkrete Inhalte kommen in sie hinein über Libretti, die für ihn verfasst werden, über Anklänge an bekannte Choralverse oder Lieder und über literarische Texte, die er aufnimmt.

Immer wieder thematisiert der „Nachgeborene“ das größte Menschheitsverbrechen, die Shoa, in seinem Werk. Ebenso behandelt er die großen existenziellen Fragen. Dabei bleibt er jedoch nicht in Negativität, in den Dunkelheiten des Ich, des So-ist-es-und-so-wird-es-immer-Sein oder eines Es-ist-alles-Umsonst stecken. Den Destruktionen und den Gebrochenheiten, Enttäuschung und Depression, der metaphysischen Obdachlosigkeit sowie dem Zweifel am Menschen überhaupt, der Verzweiflung, die eine:n im Blick auf Gegenwart und Geschichte überkommen und lähmen könnte, stellt Stefan Heucke sein offenes Trotzdem entgegen: Symbolisch und hochkomplex stiftet er in seinen Werken Zusammenhang und Sinn, ohne sich in metaphysischen Trost hinein- oder in die Vergangenheit zurückzuschreiben, in die heile Welt tonaler Harmonie, Eingängigkeit und unproblematischer Verständlichkeit. Stattdessen lässt er die Gegensätze miteinander kommunizieren, schleift er ihre Widersprüchlichkeit in der Integration nicht. Immer hält er Spannung und Bruch aufrecht und in den Hörenden das Bewusstsein wach, dass der Sinn, den sie in seiner Musik mitfühlend und -denkend erfahren, vom Komponisten und ihnen gemeinsam gemacht wird.

Stefan Heuckes „PfingstFeuer“ und seine „Markuspassion“ entstanden im Auftrag des Bachfests Münster und werden dort uraufgeführt. Seine 2. Klaviersonate „Nun danket alle Gott“ hat Tobias Haunhorst für GWK Records eingespielt. Seit 1996 werden Heuckes Kompositionen bei Schott Music International verlegt und von prominenten Orchestern und Solist:innen im In- und Ausland aufgeführt. Sie sind auf zahlreichen CDs dokumentiert. Mehrfach wurde der freie Komponist ausgezeichnet, u. a. mit dem Hans Werner Henze-Preis des LWL-Landschaftsverbandes Westfalen Lippe. Stefan Heucke (*1959 Gaildorf) studierte Klavier bei Renate Werner und Arnulf von Arnim, Tonsatz und Komposition bei Gerhart Schäfer.

Programm

FR 17. Mai: PfingstFeuer. Eröffnungskonzert Uraufführung

SA 18. Mai: 2. Klaviersonate op. 79, „Nun danket alle Gott“

MO 20. Mai: Markuspassion Uraufführung